Montag, 27. Juli 2015

Jetzt kann ich schon die Tage zählen

Im letzten Monat ging es wieder drauf und drunter, vom Abschlussball, über den Abschluss, zu Partys, dem ersten Diebstahl und "in drei Wochen geht es wieder nach Deutschland dabei bin ich doch gerade erst angekommen".

Am 17. Juli ging es für mich zum Abschlussball meines Jahrgangs, ein wenig außerhalb der Stadt, in einem Lokal. In Maxi Rock kombiniert mit einer Bluse, so dass es wie ein Kleid aussah und geglätteten Haaren fuhr ich um 20 Uhr aus meiner Kleinstadt Salcedo los und machte mich auf den Weg um mir meinen Freunden das Ende ihrer Schullaufbahn zu feiern. Nach ca. 30 Minuten kam ich am "Cotopaxi Tennis Club" an und traf dort meine Freunde. Als wir reingingen suchten wir uns einen Tisch ziemlich am Ende des Raumes um auf die anderen und die Eröffnung des Balles zu warten. 

Nachdem immer mehr Leute ankamen machte ein Junge aus einem Parallelkurs eine kurze Ansage und eröffnete den Ball, den man nur mit Ticket und formellen Klamotte betreten durfte. 

Sofort fingen alle zu spanischer Musik, größten Teils Reggaeton, an zu tanzen und es war kein Ende in Sicht. Ob in großen Gruppen oder mit Partner, die ganze Tanzfläche war voll mit Menschen die sangen, tanzten und lachten; es war unmöglich an seinem Tisch sitzen zu bleiben und nichts zu machen, also gingen auch meine Freunde und ich auf die Tanzfläche und tanzten. 

Um 12 Uhr war dann "hora loca" und es kam eine Entertainment Gruppe, die Konfetti warf und in ihren bunten Kostümen über die Tanzfläche lief und uns eine halbe Stunde lang ihre Choreographien tanzen lies bis wir alle außer Atem waren und eine Pause brauchten. 

Nach und nach gingen die ersten Leute langsam nach Hause, doch leerer wurde der Raum selbst um 1 Uhr morgens nicht als ich vom Taxi abgeholt wurde und mich, total ausgepowert, wieder auf den Heimweg machte um Zuhause todmüde ins Bett zu fallen. 

4 Tage später, am Dienstag den 21. Juli, betrat ich zum allerletzten Mal meine ehemalige Schule hier in Ecuador und ging zum Abschluss meiner Freunde. 

Um 9:30 Uhr fing alles an und auch wenn mein Kurs erst in der zweiten Gruppe, um 11:45 Uhr sein würde, ging ich schon morgens hin um auch meine anderen Freunde bei ihrem Schulabschluss zu unterstützen. 

Es waren zwei lange Zeremonien, doch zu sehen wie meinen Freunden in ihren dunkelblauen Roben, über der weiß blauen Uniform, ihr Diplom überreicht wurde war es definitiv wert und ich konnte mir eine großes grinsen und kleines kribbeln im Bauch nicht verkneifen, denn auch wenn diese Leute für mich vor einem Jahr noch total fremd waren, sind die mittlerweile zu meiner zweiten Familie geworden. 


Mit diesen Jugendlichen habe ich zusammen gelacht, geweint, gefeiert, gelernt und geliebt. Sie waren die Gruppe von Leuten die mir spanisch beigebracht haben, mich bei Ihnen haben abschreiben lassen, als ich noch kein spanisch Verstand und mich auch trotz meiner Fehler immer unterstützt haben. Sie jetzt bei ihrem Abschluss zu sehen, während ich neben ihren Familienmitgliedern saß, hat mich unglaublich stolz gemacht, denn mit ihren zusammen bin ich gewachsen. 

Nachdem beide Zeremonien vorbei waren war draußen eine große Fotosession angesagt, während mein Kurs sich in einem Kreis versammelte und ihre eigens komponierte Kurs Hymne sang, die sie immer zur Unterstützung bei Fußballspielen oder anderen wichtigen Angelegenheiten sang. Dieser Kurs war eine Familie und das wurde an diesem Tag besonders klar, alles sich alle singend in die Arme fielen und Fotos machten. Wieder machte sich ein großes grinsen in meinem Gesicht breit. 


Dann, nachdem ich meine Fotos gemacht hatte und meinen Freunden gratuliert hatte machte ich mich auf den Weg ein Taxi zu rufen um zum Busterminal und wieder nach Hause zu fahren. Mittlerweile war es schon nach 14 Uhr. 

Als ich endlich ein Taxi gefunden hatte und Einstieg stellte ich fest, dass mein Rucksack auf war und meine Kameratasche nicht mehr im Rucksack war. 

Panisch sagte ich dem Taxifahrer er solle doch bitte umdrehen, da ich meine Kamera in der Schule vergessen hatte. Doch ich wusste dass das nicht sein könnte, da ich meine Kamera inklusive Tasche zuvor in meinen Rucksack getan hatte. Dennoch kehrte ich zurück um festzustellen dass mein Albtraum wirklich war wurde und mir das wahrscheinlich wertvollste, was ich bei mir hatte, gestohlen wurde. Meine Spiegelreflexkamera mit all meinen Fotos die ich seit letztem August gemacht habe und auch wenn ich die Mehrzahl davon schon auf meinem Computer habe brach es mir das Herz und ich brauchte erstmal 3 Tage um das zu verkraften.

Mittlerweile habe ich es akzeptiert, da ich eh nichts dran ändern kann, und jetzt geht es mir nur noch darum meine letzen Wochen hier zu genießen bevor ich Ecuador für die nächsten paar Jahre hinter mir lassen und mein Leben in Deutschland fortführen muss. 

Nun ist es also bald schon wieder soweit dass ich ins Flugzeug Richtung Deutschland steige und mein Abenteuer Auslandsjahr komplett beende. 

Wie ich mich gerade fühle oder was ich denken soll, das weiß ich selber nicht. Gerade bin ich erst gestartet und habe alles in Deutschland hinter mir gelassen und jetzt muss ich schon in drei Wochen alles, was ich mir hier aufgebaut habe, hinter mir lassen um wieder nach Deutschland zu gehen und in meinen Alltag dort zurückzukehren. 

Und auch wenn ich mich schon unglaublich auf Deutschland freue und darauf meine Familie und Freunde wieder zu sehen, Wasser mit Kohlensäure zu trinken, warm zu duschen, gutes Brot und Bier zu schmecken und in mein altes Leben zurückzukehren, tut es auch total weh zu wissen bald 10.000km von meiner zweiten Familie und meinen besten Freunden entfernt zu sein und nicht zu wissen, wann es für mich wieder zurückgeht.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen